So
schlecht wie in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hatte ich noch nie auf der Pamir geschlafen. Mensch,
war ich aufgeregt! Noch nie war ich im Ausland gewesen. Mehr, als vor drei
Jahren einen Fuß auf die weiße Linie zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark
zu setzen, war bisher nicht drin gewesen. Und nun Brasilien, ein Land ,
südlich des Äquators mit Sonne und Palmen.
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Doch unsere Ankunft
hatte sich verzögert. Zwar hatten die Maschinisten schon vor Sonnenaufgang die
Maschine angeworfen und wir alle Segel aufgegeit, d. h. die Segel an die Rah
herangezogen. Doch wegen der
herrschenden Ebbe kamen wir nur langsam voran. Fast alle waren oben im
Mast, um die Segel zu bergen, indem sie auf die Rah gelegt und festgezurrt
wurden und auch, um das Anlaufen aus
luftiger Höhe mit Weitblick zu genießen.
Mit dem
Lotsen kamen auch zwei Schlepper und wir mussten - bis auf 15 Mann, je 5 Mann
im Fock-, Groß- und Kreuzmast auf der Royal Rah - alle unten an Deck bleiben.
Dazu gehörte leider auch ich. Die Deckarbeiter mussten Drähte, Leinen, Fender
und Wischen bedienen. Die Royal Rah-Gäste hatten die Aufgabe, die Anweisungen
des Lotsen laut und deutlich für die Schlepper und Festmacher an Land zu
wiederholen. Das hatten wir geübt. Die da oben schrien ihre Texte wie ein
Sing-Sang über das Wasser, so dass Hunderte Zuschauer ihnen mehrere Male
Beifall zollten.
Ich
gehörte zu den Unterdeckarbeitern und war im Kabelgatt mit vier Kollegen zum
Leinen Rausgeben und Leinen wieder verstauen beschäftigt. Für uns blieben die
Musik und der Beifall ohne Sicht, und nur derjenige, der oben an der Luke stand, sah ein wenig von
dem, was sich tat. Aber dann war es geschafft. Das Schiff lag am Kai. Die 15 Top Janmaaten stimmten das Lied an:
„Ferne Lande durch Schiffe verbunden, der
Seemann reicht sein Herz in die Runde“,
und
alle, bis auf unseren Kapitän und die Maschinisten, sangen die ersten drei
Strophen inbrünstig mit. Darauf erwiderte eine Samba Band mit heißen Rhythmen
unseren Gesang. Es war einfach toll. Nicht
nur wir, sondern auch viele Leute am Kai hatten Tränen in den Augen, die sich
noch verstärkten, als wir an Land strömten und von Jung und Alt umarmt wurden.
Kurz
zog die Samba Band weiter zu einem Schuppen, und wir folgten ihr. Dort begrüßte
uns der Hafenkapitän und gab einen kurzen Überblick über die bereits 1648
gegründete Hafenstadt. Er lud uns ein, mit der Eisenbahn in die 100 km
entfernte Hauptstadt der Region Parana Curitiba in 1000 Meter Höhe zu
fahren. Das ist eine der schönsten Strecken in Südamerika, mit 14
Tunneln und 30 Brücken.
Der Kapitän dankte
für den herzlichen Empfang, und wir zollten heftigen Beifall -
leider hieß es dann: Zurück an
Bord, das Schiff löschbereit machen. An Landgang war für mich heute nicht mehr
zu denken. Müde war ich auch.
PAMIR – 1930, Clip 3
Ludwig
van Beethoven
Bagatelles, Op. 33
Andante
grazioso, quasi allegretto (~3m)
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