Von
vier Tagen in Brasilien waren zwei kohlrabenschwarz. Gleich nach unserem
fröhlichen Willkommensgruß waren alle Mann an Deck, um unsere vier Luken zu
öffnen. Schon um 16 Uhr traten Landkräne und Schauerleute in Aktion und
löschten die ersten tausend Tonnen Kohle mit Krach und Staub bis 23 Uhr. Die
Ruhe währte allerdings nur bis um 06 Uhr
in der Früh, dann ging es weiter. Jetzt
auch mit uns, die nun lernen sollten, wie man ein Schiff von Kohlenresten und
Kohlenstaub befreit. Dieser Tag war den Zwischendecks gewidmet.
Wir
lernten Besen- und Schaufelschwingen und
übten Kohlenstaub ein- und
auszuatmen. Wir machten es gerne, weil
nämlich am ersten Tag schon um 16 Uhr
für uns Schluss war. Dann brauchten wir nur noch eine Stunde zur
Körperreinigung unter salzfreiem Duschwasser, um wieder leidlich weiß
auszusehen.
Ein
kleiner Erkundungsgang durch ein
Städtchen mit vielen Blüten, Büschen und Bäumen, die mir absolut fremd waren,
war möglich. Ich war mit einer Gruppe unterwegs, die in 12 Stunden per Bahn in
die 100 km entfernte und 1000 Meter höher gelegene Großstadt Curitiba fahren wollte. Da hieß es, nicht zu
spät in die Hängematte zu kriechen, denn um 05:30 Uhr sollte es für uns ‚Reise-Reise’
heißen.
Wir
trotteten mit 15 Mann hoch zum Bahnhof -
plus nautischem Fachpersonal (der II. Offizier). Abfahrt war um 08 Uhr, Ankunft
11 Uhr. Vorgesehen waren ein Mittagessen,
eine Stadtbesichtigung, Abendbrot, Übernachtung, Rückfahrt, für alles 28
Stunden. Es war ein Zug mit drei Waggons, wie sie auch noch auf Strecken in
Schleswig-Holstein eingesetzt werden und auch für den Wilden Westen typisch
sind. Nur schwach ausgelastet fuhren wir unspektakulär ab. Tuck-Tuck-Tuck kamen
wir mit einer Dampflokomotive gemächlich voran. Nach ca. 45 Minuten hielten wir
auf freier Strecke. Nach einigem Warten und viel Palaver stellte sich heraus,
dass die Maschine kaputt war, und dass in ca. zwei Stunden ein Ersatzzug kommen
würde.
Endlich
Zeit, brasilianisches Land zu
erkunden. Rundum war alles flach, ein
abgeerntetes Feld. Nur noch hier und da ein Strunk. Doch diese wenigen Strünke
waren für mich der Himmel auf Erden, denn es hingen reife Bananen daran! Davon
hatte ich bisher nur gehört, und nun hingen sie vor meiner Nase direkt zum
Essen. Wir schlugen reichlich zu, und die drei statt der angekündigten zwei
Stunden vergingen schnell.
Weiter
ging es mit einem Triebwagen in eine atemberaubende Bergwelt, verbunden mit
einer tollen technischen
Eisenbahnbaukunst. Als wir nur noch eine
knappe Stunde vor dem Ziel waren, kam uns auf der eingleisigen Strecke eine
kleine Rangierlokomotive entgegen. Ich stand direkt hinter dem Zugführer. Es
gab kein Entrinnen: Wir knallten zusammen. Unser Triebwagen hatte zwar einen erheblichen Sachschaden, aber glücklicherweise war nur
eine Person verletzt worden. Unser
Kollege Paul hatte noch vor dem Zusammenstoß die Waggontür aufgerissen und war rausgesprungen.
Beinbruch!! Auf der Rangierlok war kein Personenschaden entstanden - sie war uns führerlos entgegengekommen!! Wir
rollten in einen schon passierten Bahnhof zurück und warteten wieder drei
Stunden auf die Freigabe der Strecke und
auf einen Ersatztriebwagen. Erst weit nach Sonnenuntergang erreichten wir Curitiba
zu einem generösen Abendbrot, gekrönt mit riesigen Platten, auf der sich
geschälte Südfrüchte zu Hauf befanden. Wir
machten uns gierig darüber
her.
Das
Frühstück war kurz und exzellent. Die Abfahrt um 08 Uhr und die Ankunft in
Paranagua war pünktlich. Danach habe ich nur noch Luken gefegt und gewaschen
sowie den an Bord genommenen Sandballast um geschaufelt und die Leinen zum
Auslaufen losgeworfen.
Obwohl wir wenig
von Land und Leuten gesehen hatten, war es doch weit mehr, als ich mir noch vor
wenigen Wochen hatte vorstellen können.
|