Bericht 11: Brasilien - Bahn - Banane


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Von vier Tagen in Brasilien waren zwei kohlrabenschwarz. Gleich nach unserem fröhlichen Willkommensgruß waren alle Mann an Deck, um unsere vier Luken zu öffnen. Schon um 16 Uhr traten Landkräne und Schauerleute in Aktion und löschten die ersten tausend Tonnen Kohle mit Krach und Staub bis 23 Uhr. Die Ruhe währte allerdings  nur bis um 06 Uhr in der Früh,  dann ging es weiter. Jetzt auch mit uns, die nun lernen sollten, wie man ein Schiff von Kohlenresten und Kohlenstaub befreit. Dieser Tag war den Zwischendecks gewidmet.

Wir lernten Besen- und Schaufelschwingen und  übten Kohlenstaub ein- und  auszuatmen. Wir machten es gerne, weil  nämlich am ersten Tag schon um 16 Uhr  für uns Schluss war. Dann brauchten wir nur noch eine Stunde zur Körperreinigung unter salzfreiem Duschwasser, um wieder leidlich weiß auszusehen.

Ein kleiner  Erkundungsgang durch ein Städtchen mit vielen Blüten, Büschen und Bäumen, die mir absolut fremd waren, war möglich. Ich war mit einer Gruppe unterwegs, die in 12 Stunden per Bahn in die 100 km entfernte und 1000 Meter höher gelegene Großstadt  Curitiba fahren wollte. Da hieß es, nicht zu spät in die Hängematte zu kriechen, denn um 05:30 Uhr sollte es für uns ‚Reise-Reise’ heißen. 

 

Wir trotteten  mit 15 Mann hoch zum Bahnhof - plus nautischem Fachpersonal (der II. Offizier). Abfahrt war um 08 Uhr, Ankunft 11 Uhr. Vorgesehen waren ein Mittagessen,  eine Stadtbesichtigung, Abendbrot, Übernachtung, Rückfahrt, für alles 28 Stunden. Es war ein Zug mit drei Waggons, wie sie auch noch auf Strecken in Schleswig-Holstein eingesetzt werden und auch für den Wilden Westen typisch sind. Nur schwach ausgelastet fuhren wir unspektakulär ab. Tuck-Tuck-Tuck kamen wir mit einer Dampflokomotive gemächlich voran. Nach ca. 45 Minuten hielten wir auf freier Strecke. Nach einigem Warten und viel Palaver stellte sich heraus, dass die Maschine kaputt war, und dass in ca. zwei Stunden ein Ersatzzug kommen würde.

 Endlich Zeit, brasilianisches Land  zu erkunden.  Rundum war alles flach, ein abgeerntetes Feld. Nur noch hier und da ein Strunk. Doch diese wenigen Strünke waren für mich der Himmel auf Erden, denn es hingen reife Bananen daran! Davon hatte ich bisher nur gehört, und nun hingen sie vor meiner Nase direkt zum Essen. Wir schlugen reichlich zu, und die drei statt der angekündigten zwei Stunden vergingen schnell.

 Weiter ging es mit einem Triebwagen  in  eine atemberaubende Bergwelt, verbunden mit einer  tollen technischen Eisenbahnbaukunst.  Als wir nur noch eine knappe Stunde vor dem Ziel waren, kam uns auf der eingleisigen Strecke eine kleine Rangierlokomotive entgegen. Ich stand direkt hinter dem Zugführer. Es gab kein Entrinnen: Wir knallten zusammen. Unser Triebwagen hatte  zwar einen erheblichen  Sachschaden, aber glücklicherweise war nur eine Person  verletzt worden. Unser Kollege Paul hatte noch vor dem Zusammenstoß die Waggontür aufgerissen und war rausgesprungen. Beinbruch!! Auf der Rangierlok war kein Personenschaden entstanden -  sie war uns führerlos entgegengekommen!! Wir rollten in einen schon passierten Bahnhof zurück und warteten wieder drei Stunden auf  die Freigabe der Strecke und auf einen Ersatztriebwagen. Erst weit nach Sonnenuntergang erreichten wir Curitiba zu einem generösen Abendbrot, gekrönt mit riesigen Platten, auf der sich geschälte Südfrüchte zu Hauf befanden. Wir  machten uns  gierig darüber her.    

 
Das Frühstück war kurz und exzellent. Die Abfahrt um 08 Uhr und die Ankunft in Paranagua war pünktlich. Danach habe ich nur noch Luken gefegt und gewaschen sowie den an Bord genommenen Sandballast um geschaufelt und die Leinen zum Auslaufen losgeworfen.

Obwohl wir wenig von Land und Leuten gesehen hatten, war es doch weit mehr, als ich mir noch vor wenigen Wochen hatte vorstellen können.

 

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