Sieben Wochen Seemann sein schloss Training in Kälte,
Regen und starken Brisen mit ein. Die Schiffsführung und wir hatten auf der
Reise zum Hafen von Paranagua, gelernt, das Schiff und die Elemente voll im
Griff zu haben. Seit Auslaufen aus dem ersten Löschhafen segelte die Pamir mit
einer Schlagseite von 35°. Majestätisch durchschnitt sie die Wellen und rollte
allenfalls ganz wenig. Schnell hatten wir uns von tropischen Düften wieder
lösen müssen und sollten in wenigen Tagen ins argentinische Bahia Blanca
segeln, um eine volle Schiffladung Getreide nach Deutschland zu nehmen. Der
Hafenkapitän von der Plattform eines Kranführerhauses und unser Kapitän von der
Saling[1] aus, hatten mit ergreifenden Worten die ewige Verbundenheit der Seeleute zum Meer
bekräftigt. Wir wurden wieder mit großem
Tamtam wie beim Einlaufen entlassen. Und
wieder wurden die Worte des Lotsen über Repetier-Leute an die Schlepper weitergegeben,
wobei sie diesmal bereits die Segel von den Rahen lösten. Ein frischer
Südwestwind brachte uns zurück in den Südatlantik.
[1]Saling: Eine kleine Plattform am oberen Ende des
Untermastes und am oberen Ende des Mittelmast
(der Gesamtmast von ca. 55 m Höhe besteht aus drei Teilmasten).
one film-clip; Irving Johnson – PEKING –
1930
Ludwig van Beethoven, Symphony No. 7
A-dur op. 92 (~8min), 2.Allegro
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Die folgende Nacht
hatte Erholung von Land versprochen.
Meine Wachgruppe, Steuerbord ‚Bravo’,
sollte noch bis 20 Uhr an Deck und dann acht Stunden Freiwache bis 04 Uhr
haben.
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In der Tat, bis zur Abendbrotzeit fuhren wir flott, danach sehr flott
und sofort nach Einbruch der Dunkelheit mussten die Royal sowie die Oberbram,
Unterbarm und die Großsegel geborgen werden.
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Zu den
ständig stärkeren Winden kamen wasserfallartige
Regenböen. Noch vor Wachwechsel wurden alle Mann an Deck gerufen. Jede
Wachgruppe machte einen Mast und die vierte Wache sicherte alle Windhutzen,
Niedergänge und Bullaugen
Das Schiff kämpfte
sich mit 45° Schlagseite durchs Wasser. Wenigstens 30 Mann waren noch mit
Segelfestmachen in den Tops beschäftigt, als eine gewaltige Böe das Kreuz-Oberbramsegel
aus den Lieken riss und mit dem Getöse eines Granatwerfers auf und ab
flatterte. Die Order kam schnell: „Losschneiden“. Der Seemann und sein Messer
traten in Aktion. Mit fünf Mann betraten wir das Fusspferd der Oberbramrah, dem
Seil unter der Rah, auf der man sich fortbewegen konnte: Zwei Backbord, zwei
Steuerbord und einer in der Mitte am Mast, von wo aus auch das Kommando kam:
„Drei, Zwei, Eins, Los“!
Nun schnitt jeder in
Sekunden drei Bändels durch. Das klappte perfekt, vielleicht zu perfekt. Eine
weitere schwere Böe packte die nässeschwere 100 Quadratmeter Segelfläche, trug
sie 100 Meter hoch und ließ sie nur 30 Meter weiter über dem Achterdeck,
der Poop, wieder fallen. Es traf die Besangaffel voll. Wie ein Streichholz
brach sie durch, ohne einen Laut von sich zu geben. Nun tobte unsere
Einsatzmannschaft so, wie die See um uns herum.
Per 100 Tonnen Volumen donnerten Wasserberge in Leeseite an Deck.
Wer da
stand, war nicht nur nass, sondern musste das ablaufende Wasser gut beobachten,
denn es soll vorgekommen sein, dass ein Hai mit an Bord gespült, aber wenn er
den Abgang verpasste, besonders beißwütig werden konnte. Dann war es nur gut,
ihm nicht zu nahe zu kommen.
Nach 7 Stunden im
Kampf mit den Elementen war alles unter Kontrolle, nur der Oberbesan blieb
kaputt.
Der Kapitän
erklärte, dass das Segel wenig zum Schiffsvortrieb beitrage, aber für das
Kurshalten wichtig sei, anderenfalls die halbe Wachmannschaft jeweils das
Schiffsruder bedienen müsse.
Wir
hielten kurz Rat und erklärten, dass wir zwar gerne Mehrarbeit auf uns
nähmen, aber „Safety first“, und Montevideo sei nicht unvernünftig.
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So kam ich zu meinem
ersten Espresso, so kräftig, dass es mit 5 Teelöffeln Zucker einfach köstlich
war. Eine eintägige Einladung zu einer Familie auf dem Lande war auch dabei.
PAMIR – 1930, Clip 4
Ludwig
van Beethoven
Bagatelles, Op. 33
Andante
(~3m)
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