Schnell wusste man, dass Bahia Blanca
nichts für Seeleute war. Wir landeten an einem
Platz, wo es links und rechts nur horizonttiefes grünes Weideland gab
und Buenos Aires noch 700 km in nordwestlicher Richtung entfernt war. Wir kamen
nicht einmal bis zu einem Ortsflecken, sondern nur an eine kurze Pier, auf der
ein großes Getreidesilo stand. Sonst rundum nur Pampa, Kühe und Pferde und die
Gewissheit, dass wir schnell mit Getreide voll geschüttet werden und dann unverzüglich unsere Segel nach Norden
setzten würden.
Doch diese
Rechnung ging nicht auf. Nachdem der Papst den argentinischen Juan Peron vor
zwei Monaten exkommuniziert hatte, putschten Marineoffiziere just in dem Moment
des Anlegens. Bei der Marine hatten die
präsidialen Anstrengungen anscheinend wenig gefruchtet, die Leuchtkraft seiner
vor drei Jahren verstorbenen Frau Eva Peron für sich zu erhalten
Längst
zogen Eva-Doubles durch das Land, wenige zwar, aber die besten
Schauspielerinnen, die Argentinien hatte. Doch der Putsch traf auch uns. Unser angestrebter Kurzaufenthalt an einem
Silo wurde in militärische Unwägbarkeiten eingebunden. Das loyale Heer
befürchtete einen Angriff putschender Marineteile, und die Pamir sollte als
Blockadeschiff schwimmen oder, wenn nötig, versenkt werden, um das Fahrwasser zu
sperren. Wir hatten zwar keine Angst, machten aber unserem Ärger Luft. Sollten
wir in der Pampa sitzen, während unser Schiff versenkt wird?
Irgendein Kommandant bekam davon Wind.
Um unsere Gereiztheit zu mildern, schickte er ohne große Voranmeldung ein
Eva-Double, das in einem schicken Outfit
ohne großes Vorgeplänkel in
fließendem Englisch, die große Verehrung der argentinischen Bevölkerung für Eva
Peron schilderte und sagte, dass die
Putschisten Evas Leuchtkraft zum Wohle des Landes und des Präsidenten nicht
beschädigen könnten. Als uns das wenig
überzeugte, stellten ihre Leute ein großes Grammophon auf, und zu einer getragenen
Melodie sang unsere Eva:
„Don’t cry for
me Argentina… .“
Das war
schön, so schön, dass wir den Refrain schnell drauf hatten und ihn lauthals
wiederholten. Nun beteten wir diese Frau an, aber nicht lange,
denn Stunden
später hieß es, dass Juan Peron zu dem Präsidenten in Paraguay geflohen sei.
Damit wurde auch unsere Rolle als Blockadebrecher aufgehoben und unsere
sofortige Abfahrt vorbereitet.
Uns blieb aberdas Lied auf den Lippen. Es wurde gesummt und gesungen bis alle Segel
für die Fahrt nach Europa gesetzt waren.
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