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Manches begreift man anscheinend nur langsam.
Frischwasser tut Not. Nachdem wir auf
der Ausreise reichlich Eisbergeis eingepackt hatten, verloren wir wohl die Warnung aus dem Blick, dass es mehr als
einen Liter Frischwasser pro Tag zum persönlichen Gebrauch nicht gäbe.
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Bis nach Bahia Blanca bekamen wir täglich fast
fünf Liter und nun fast nichts mehr. Warum das Wasser so knapp war, wurde uns Schiffsjungen nicht erklärt.
Immerhin, es reichte noch für zweimal Zähneputzen am Tag.
Ein
erstes Rumoren war gleichwohl nicht überhörbar. Auch dem Kapitän schien dieses
bewusst zu sein. Obwohl wir aus Sparsamkeitsgründen die Mallungen ohne
Maschineneinsatz durchsegeln sollten, wurden alle Mann an Deck beordert und uns
erklärt, wie „Wasser gefasst“ würde.
„In
jeden Mast einen Ausguck!“ hieß es. „Aufgabe: Regenwolken suchen!“ Dann mit voller
Maschinenkraft die bis zu 25 Seemeilen entfernten schweren Wolken ansteuern.
Bei Ankunft sind wenigstens auf jeder Royal Rah vier Mann,
die mit einem Arsenal von kräftigen
Feuerwerkskörpern (FWK) aus Hongkong bewaffnet sind, während die anderen mit
Eimern an Wassersammelstellen platziert sind und ihre hoffentlich bald gefüllten Eimer in bereitgestellte Tonnen schütten
sollen.
Die
erste Gewitterwolke erreichten wir schon in der Mittagspause.
„ Alle
Mann auf Position!“
Auf Kommando sollte jeder der 12 Topgasten je
drei Feuerwerkkörper in die Wolke schießen. Die erste Salve ging hoch.
Schlagartig tröpfelte die Wolke nur ein wenig, aber genug,
um das Zünden weiterer FWK zu verhindern. Schnell zog die Wolke weiter. Als sie
drei Seemeilen entfernt war, schüttete sie ihr Wasser ins Meer und schien dabei
zu grinsen. Wir suchten eine weitere Wolke, was bis zum späten Nachmittag dauerte.
Innerhalb einer
Minute schossen wir ein höllisches Feuerwerk in die Wolke hinein. Kein Regentropfen
verhinderte die Prozedur, denn neben jedem der 12 Topgasten stand jetzt ein
Helfer mit Regenschirm. Nun klappte es: Zunächst spärlich, aber dann brach über
uns die Sintflut herein.
Die an Deck stehenden Mannen sammelten Wasser in
die bereitgehaltenen Eimer. Doch schon nach 6 Minuten war der Regen-Segen
vorbei. Das ergab eine Ausbeute von mageren 120 Eimern. Die Männer aus dem Top
kamen erst - total durchnässt - aus den Masten zurück, als sie zum Regensammeln
nichts mehr beitragen konnten.
Gleichwohl
war guter Rat nicht teuer. Der Kapitän sagte deutlich: „Das muss reichen!“ Keiner jammerte oder meckerte mehr.
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