Im November im Englischen Kanal zu segeln, ist
ungemütlich. Seit 28 Stunden spürten wir es. Aber mit SSW Wind Beaufort 4
standen alle Segel, und die Pamir kam ganz gut voran.
Doch das Leben ist voller Überraschungen. Die Krönung war heute Morgen.
Der Ruf „Alle Mann sofort an Deck!“ erklang laut und deutlich und alle Mann
polterten nach oben und traten in Reihe an.
Der Erste Offizier instruierte uns:
„ Der Kapitän will, dass ihr in 10 Minuten mit weißem Oberhemd, blauer
Hose und ohne Kopfbedeckung hier wieder an Deck erscheint! Was ihr darunter
anzieht, könnt ihr halten wie ihr wollt. Grund: In ca. 30 Minuten überholt uns
die vor drei Jahren in Dienst gestellte ‚Her Majesty's Yacht Britannia’. Hohe Gäste an
Bord möchten gerne die Pamir unter vollen Segeln sehen. Das sollte für uns kein
Problem sein. Nun los, ihr faulen Säcke! In 10 Minuten steht ihr auf dem
mittleren Hochdeck, Steuerbordseite, in einer Reihe!“.
Wir gehorchten, auch wenn uns die
Kälte durch Mark und Bein ging. Nach wenigen Minuten standen alle an Deck und klapperten mit den
Zähnen. Dann kam die Yacht. Sie war so lang wie unsere Pamir, nur dreimal
schneller. An Backbord war die Besatzung in Marineuniform angetreten. Plötzlich
stürzte unser Funker an Deck und gab dem Kapitän ein Telegramm:
„Es ist eine Freude, die Pamir unter vollen
Segel ein Stück zu begleiten. Vor sieben Jahren hat ganz Groß Britannien das
Schiff begeistert empfangen, als es 1948 eine Ladung Wolle von Australien nach
London brachte. Auch die Königliche Familie nahm großen Anteil und schickte mich,
die Tochter von King George VI, Princess
Elizabeth of York, an Bord. Es war beeindruckend,
diese majestätischen Masten zu sehen und eine stolze wettererprobte Besatzung
sprechen zu können. Es ist daher ein besonderes Erlebnis, jetzt die Pamir
unter vollen Segeln zu sehen. Her
Majesty's Yacht Britannia salutiert und wünscht weiterhin allzeit gute
Fahrt“.
Soweit las der Kapitän das Telegramm vor, dann stoppte
er, denn die Besatzung der Britannia salutierte. Darauf waren wir nicht
vorbereitet. Militärisches Grüßen hatten wir (gottlob) nicht trainiert.
Kopfbedeckung hatten wir keine auf, denn das hätte uns als Chaostruppe
ausgewiesen. Auch schien der Kapitän zu zögern, ob er in Deutsch oder Englisch
reagieren sollte. Dann befahl er ein dreifaches:
„Hurra-Hiphip-Cheers;
Hurra-Hiphip-Cheers,
Hurra-Hiphip-Cheers“!
Während
des Grüßens sahen wir, wie Queen
Elisabeth II, auf dem Bootsdeck erschien, ihr Ehemann im Hintergrund. Der
Fahrtwind blies ihr Kopftuch und ihre Handtasche über dem linken Unterarm nach
rechts, und mit der rechten offenen Hand winkte sie drei oder vier Mal huldvoll
zu uns rüber.
Das genügte uns auch,
denn das weiße Oberhemd schützte gegen die windige Kälte rein gar nicht.
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