Bericht 2:  Erste Schritte auf See

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Die ersten Tage auf See waren die Lerntage für das Jungvolk. Zunächst wurde jeder in die 55 Meter hohen Masten geschickt, um seiner Heimat noch einmal zuzuwinken und Tschüss zu sagen. Das machten alle gerne.  Trotz leichter Brise hing  danach  aber an Deck ein schwacher Duft zwischen den Wanten, der solchem ‚wie in die Hose gemacht’ gleich kam.

 

 

 

                                                          


Dann ging es an Deck los, sich mit 20 Kilometer Tau- und Drahtseilen vertraut zu machen.  Dazu gab es allerlei Zubehör mit seltsamen Namen wie Nagelblöcke oder Brassen und überall waren Wanten, Stage und Pardunen, die Masten und Segel halten sollten. Zum Bedienen der Segel wurden Hände und Winschen eingesetzt. Alle Anordnungen zur Segelbedienung sollte man behalten und auf Weisung  ziehen oder belegen. Gezogen wurden häufig von mehreren. Der Vorderste in der Reihe sagte: „Los“ und bestimmte den Rhythmus mit Gesang:

 

 

 

„Ha-hee-ho,

das Segel muss jetzt hoch,

es ist so kurz wie ein Rock,

da arbeitet selbst ein fauler Bock,

Ha-hee-ho, das Segel ist in Position.“

 

Dann wurde das Tau auf einem Koffeenagel belegt. Pro Segel gibt es ca. acht, pro Mast ca. 50 und auf dem ganzen Schiff wohl 180 Koffeenägel, 20 % davon aus Eisen für die Schoten, die anderen 80% aus Holz, für die Gaitaue, damit man sich in der Nacht besser orientieren konnte. Alle, die bis 5 zählen konnten, hatten damit keine Schwierigkeiten:   Royal Rah - einmal Eisen, dreimal Holz;   Oberbram Rah - einmal Eisen, dreimal Holz, usw., Unterbram, Ober Mars, Unter Mars und schließlich für die unterste Rah, die Fock-, Groß- oder Kreuz Rah je nach dem Namen des Mastes.

 

 

 

 Für den Lernprozess war es besonders hilfreich, während der Nachtfahrt durch die Strasse von Dover ganz dicht an den 100 Meter hohen weißen Kreidefelsen vorbeizufahren. Die weiße Steilküste strahlte hell durch die Nacht. Mit bloßem Auge konnte man den Unterschied zwischen einem Eisen- und Holzkoffeenagel erkennen. Außerdem waren viele Touristen auf den Klippen: Sie winkten mit Fackeln und Lampen den vielen vorbeifahrenden Schiffen freundlich zu. Wir erwiderten diese Geste mit dem Blinken unserer Positionslampen dankend und herzlich.


Alle waren so beschäftigt, dass insbesondere die Anfänger in Aufregung gerieten, als die Pamir unter frischer Brise den Ausgang des Englischen Kanals und damit die letzte Postboje erreichte. Schnell beschaffte man sich vom Steward gegen ein geringes Entgelt Postkarte oder Briefpapier, vom Funker das Postwertzeichen und drückte das Schnellgeschriebene dem III. Offizier in die Hand, der das Briefbündel mit geübten Schwung in den großen Trichter der Posttonne werfen sollte. Alle, die zugeschaut hatten, sagten aus, dass der Wurf gelungen sei. Nur wusste keiner, ob die nächste wöchentliche Leerung von den Franzosen oder den Engländern erfolgen würde. Egal, Hauptsache, die Heimat wusste, dass man es bis in den Nordatlantik geschafft hatte. Der Poststempel würde ausweisen, ob der Brief aus Frankreich oder England gekommen war. 

 

Zu Bericht 3

Zu allen Berichten Teil I








 



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