Nach Tagen voller Nässe und Kälte verließen wir rund 8 Stunden nach erfolgreichem
Luftpostversand auf der Höhe von „Land’s End“ unseren Westkurs und
gingen auf Südwestkurs. Zwar hatte sich seit vorgestern ein großes
Tiefdruckgebiet über dem Atlantik gebildet, das sich morgen am Ausgang des Englischen Kanals mit
rund fünf bis sechs Windstärken bewegen sollte.
Bis vor Falmouth war alles noch im Lot.
Brise aus Süd mit 3-4 Beaufort Windstärken.
Doch nun kam das Tief plötzlich 200 Seemeilen südlich von Irland
vor dem Kanal,
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noch 100 Seemeilen vor England und Frankreich, mit stark
ansteigenden Windstärken direkt aus Süd. Um 20 Uhr waren 6 Bft., um 22 Uhr 8
Bft., um 23 Uhr 9 Bft. und um Mitternacht
wenigstens 10 Windstärken. Das Barometer fiel auf 970 Millibar. |
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Doch nun kam das Tief plötzlich 200 Seemeilen südlich von Irland
vor dem Kanal, noch 100 Seemeilen vor England und Frankreich, mit stark
ansteigenden Windstärken direkt aus Süd. Um 20 Uhr waren 6 Bft., um 22 Uhr 8
Bft., um 23 Uhr 9 Bft. und um Mitternacht
wenigstens 10 Windstärken.
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Das
Barometer fiel auf 970 Millibar. Der Wetterdienst meldete noch immer Windstärke
6-7, als unser Funker sich beim Wetterdienst
meldete: „Nein, hier sind wir bereits in einem
schweren Sturm mit mehr als 10 Bft.“
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Seit
Beginn der Abendwache waren wir alle an Deck. Früh waren die Royal- und
Oberbramsegel zerfetzt weggeflogen. Bei Tageslicht wird das so aussehen wie auf
einem Foto von Heinrich Hauser aus
dem Jahr 1930 (siehe den früheren Bericht [21] vom November 1955).
Von
Rah zu Rah arbeiteten wir uns vor, um ein Segel nach dem anderen zu sichern.
Schließlich
standen gegen Mitternacht nur noch die Untermars- und Unterbramsegel, doch
unsere Geschwindigkeit auf Westkurs lag bei einer Steuerbordschlagseite von 30
Grad noch über 17 Knoten. Wiederholt stürzten schwere Brecher in Lee an Deck.
Alles flutschte, nur schiefgehen durfte jetzt nichts.
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Doch plötzlich, es
dürfte gegen zwei Uhr gewesen sein, war die Nacht taghell. Aus einer Batterie
von einem Dutzend Scheinwerfern wurde unser Schiff von oben bis unten in Licht
getaucht. Oben flatterten die Segelfetzen und unten stürzten Wellen an Deck.
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Der
Funker stelle Kontakt zum Beleuchter her. Ein französischer Zerstörer wollte
unseren Arzt für kurze Zeit ausleihen:
Notoperation am Kommandanten. Oh-Mann-Oh-Mann, bei
dem Wetter, mit immer noch mehr als Bft 8. „Kein
Problem“, sagten die Franzosen, „wir holen den Doktor von der Back-Nock der
Fock-Royal-Rah mit unserem neuen Hubschrauber „Alouette II“ ab.“
Unseren sportlicher Medizinmann
stimmte begeistert zu, und innerhalb von 10
Minuten begann er den Aufstieg zur Royal Rah des Fockmastes. Ein Scheinwerfer stieg in den Himmel auf. Das musste der
Hubschrauber sein. Wegen der Dunkelheit konnte ich Details nicht erkennen. Ärgerlich,
denn ich hatte noch nie zuvor einen Hubschrauber gesehen, und schon gar nicht in
Aktion.
Nur Minuten später hing die Maschine
über uns, und unter ihr hing
an einem gut 20 Meter langen Seil ein Mann, der
langsam auf unseren Doktor zukam, ihn in den Arm nahm und mit ihm langsam davon
schwebte. Kurz darauf wurde es wieder stockdunkel, und wir brauchten Minuten,
um wieder im Dunkeln sehen zu können. Unsern Doktor waren wir erst einmal
los. Um sechs Uhr hatte der Wind abgeflaut auf
6 Bft. Für eine Wende durch den Wind, um auf einen Südostkurs zu
gelangen, war es noch zu stürmisch. So kam das Kommando zur Halse.
Dabei wurde das Schiff rechtsherum
(über Richtung Norden und Osten) auf SO-Kurs gebracht. Das gelang mit den
wenigen Segeln, die noch standen, ganz gut. Jede
Wache hoffte nun, auf Freiwache geschickt zu
werden. Doch zunächst wurde in zwei Gruppen
gefrühstückt.
Dann wurde der Doktor auf der Nock
der Royal Rah des Fockmastes wieder in Empfang genommen. Danach wurden alle
Wachen unter Deck geschickt, nur meine musste - nach Klamotten-wechsel von nass
in trocken - noch für die nächsten vier Stunden an Deck bleiben. Die anderen
sollten ab Mittag die Segelfetzen bergen und neue Segel anschlagen. Meine Wache
sollte dann acht Stunden Freiwache haben – endlich mal wieder!
PAMIR – 1930, Clip 11
Ludwig
van Beethoven
Bagatelles, Op. 33
Scherzo
allegro & Presto (~4m)
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