Bericht 27: Schrubben bis die Planken lachen
und - Begegnungen mit der Passat 1955-1957 –


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 Die Planken, die lachen können sind, aus afrikanischem Teakholz. Wenn sie fast weiß gescheuert und im honighellen, bernsteinleuchtenden Leinenöl konserviert sind, strahlen und lächeln die Schiffdecks. Nur: meinetwegen hätten sie weder das eine noch das andere tun müssen, denn das hieß: scheuern, scheuern und nochmals scheuern, bis man sich ganz bescheuert fühlte. 

Nach dem Sturm vor dem Englischen Kanal hatten wir zwei Tage lang, wie die Irren, Segel ausgewechselt. Und nun,  auf der Höhe von Kap Finisterre und Lissabon, ging es auch noch los mit der Decküberholung.

Am Anfang stand Deckwaschen, obwohl wir das schon x-Mal in Bremen und in Bremerhaven gemacht hatten und seitdem, über viele Stunden hinweg Brecher auf Brecher über die Decks gedonnert waren. Die Schiffsführung zeigte sich unbeeindruckt: „In wenigen Tagen ist Weihnachten. Dann müssen wir glänzen!“. Für wen, hätte man fragen mögen? Erwarteten DIE den Weihnachtsmann?

 

 

 

 

 Am Anfang stand Deckwaschen,........

 

 Die zweite Prozedur war jedem bekannt, es ging auf die Knie, zwei Tage lang



 ....................und lächelte den Leinölschmierer an mit dankbarem Blick.

 Zunächst wurde das Deck mit Besen angegriffen. Fünf bis acht Mann in eine längsschiffs ausgerichtete Reihe, jeder mit einem Besen ausgerüstet, davor ein Matrose mit Wasserschlauch. Das Ganze nun mit: rechts-links, rechts-links und einen kleinen Schritt vor, dann wieder: rechts-links, rechts-links und einen kleinen Schritt vor u.s.w., u.s.w..

Die zweite Prozedur war jedem bekannt, es ging auf die Knie, zwei Tage lang. Mit Bürste, Schleifstein und Scheuersand schrubbte man sich an den Planken entlang. Währenddessen konnte man schweigend fluchen oder einen Sing-Sang anstimmen. Heute ging einer in etwa so:

Wir schrubben wie die Schwaben, die keine Planken haben,

Wir segeln wie Barbaren, weil die für Arbeit nicht viel übrig hatten.

Wir singen ungern schmutzige Lieder,

damit sie nicht fahren in  unsere Glieder,

wir rufen lieber Bill Haley an, zu hören seinen Rock And Roll Gesang,

zunächst soll es sein wie ein Schock mit „Rock Around The Clock“,

wir fänden es sodann toll, wenn folgen würde „Sake, Rattle and Roll“,

sodann sagen wir dem Wachoffizier,

was wir hier so täten, sei nicht so toll.

Und was machte der Wachoffizier? Er fragte, ob uns die Arbeit nicht passe und was Rock-and-Roll mit Deckschrubben zu tun hätte? Wir taten zu beschäftigt, um antworten zu können, und schrubbten und schrubbten weiter, mal mit Rhythmusversen, mal schweigend.

 


Mitunter wurden die Fugen ausgekratzt, dann mit Werg, einem Zeug ähnlich wie Baumwolle, wieder gefüllt, um sodann mit heißem Pech abgedeckt zu werden, das nach Hartwerden mit einem Metallschaber glatt zu ebnen war.  

 

 

Wenn alles blitzte und kalfatert war und wir übermorgen oder in vier Tagen Sonnengarantie haben, wird die Deckinstandhaltungsmaßnahme mit einer vollen Ölung gekrönt. Dann wird auf den Knien rutschend mit einem Stofftwist in dutzenden Händen das Deck mit sanften Bewegungen zärtlich gesalbt. Mit jedem Schwung erglänzte das Plankenstück im Sonnenlicht und lächelte den Leinölschmierer an mit dankbarem Blick.  Zugegeben, nach vollbrachter Tat war der Verdruss über die Arbeit schnell abgehakt, und wir waren in dieser Zeit auch noch1'000 Seemeilen weiter gekommen.

 


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Zu allen Berichten Teil III







 



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