Bericht 5:  Die rettende Hängematte 

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Vom ersten Tag an wurden uns Sicherheitsmaßnahmen eingebläut. „Eine Hand für dich und eine Hand für das Schiff“.

 Beschreibung: C:\Users\User\Desktop\web_store\decksjune\5\1-.jpgVerboten war, auf einer Rah zu stehen oder ohne Lifebändsel in den Masten zu arbeiten. Das war ein leicht geteerter Tampen mit einem Karabinerhaken an einem Ende. Diesen Tampen befestigte man mit einem Pahlstek um den Bauch mit einem Abstand zwischen Knoten und Haken von ca. 50 cm. Wer sich  oben in der Rah einklickte, hing im Ernstfall dann im Mast, fiel aber  nicht  20, 30 oder 50 Meter in die Tiefe aufs  Deck oder in die See.  Safety first!

 Wir Neuen warteten gespannt auf  die ersten Bootsmanöver. „ Bald!“ hieß es, „aber erst in den Mallungen am Äquator, wenn kein Wind mehr weht, dann haben wir mehr Zeit für das aufwendige Manöver, eines der sechs Holzboote ins Wasser zu lassen.“ Auf unserem Schiff sei das im Vergleich mit der Titanic ein größeres Problem. Für vier von den sechs Booten brauchte man einige Zeit, und erst dann konnten zwei weitere Boote fertiggemacht werden. Bei Schlagseite fällt die Hälfte der Boote   –vermutlich- ohnehin aus. Weil es schon auf der Titanic nicht gut geklappt hatte, tat man gut, über unsere Rettungsboote nicht zu grübeln. Im Überlebenstraining kam es auch anders als gedacht.

        

 Ohne Vorwarnung mussten die Schiffsjungen eines Morgens mit ihren Hängematten bei Luke 4 und 5 auf der Steuerbordseite antreten. Wir wurden  instruiert, wie Hängematten verschnürt werden, um das geringst mögliche Volumen einzunehmen. Darüber hinaus könne die aus festem Segeltuch bestehende Hängematte, gefüllt mit Matratze, Decke und Kopfkissen, wenn gut zu einer Tube geschnürt, wie eine Rettungsboje wirken, jedenfalls für eine kurze Zeit.  Dann wurden wir aufgefordert, unsere Hängematten neu und möglichst optimal zu schnüren, ganz eng, fest und rund, mit der Maßgabe, dass die Besitzer der am schlechtesten verschnürten Hängematten, mit leichter Bekleidung und einer Leine um den Bauch, die Tragfähigkeit  mit einem Sprung außenbords selber prüfen mussten. Obwohl ich mit aller Kraft gezurrt, gepresst und gedrückt hatte,  gehörte ich, wie konnte es auch anders sein,  zur Gruppe der Testpersonen.

Mit langer Leine um den Bauch, gehalten von zwei Mann, sprang ich mit 15 anderen, die Hängematte wie eine Geliebte umklammernd, in das weite Meer. Welch eine Premiere! Ein kleiner Mann im riesigen Atlantik! Wie auf einer Planke schwebte ich auf dem Ozean. Nicht lange  zwar, aber doch lange genug, um diesen Augenblick nie wieder zu vergessen. Ich hörte kein Rufen mehr, nicht das  schadenfrohe Gelächter der Kollegen an Bord. Zu schön war  das Gefühl  der Leichtigkeit auf den Wellen, die nicht bedrohlich wirkten, sondern mich fast liebevoll aufgenommen hatten in ihrer uferlosen Weite. Dann riss und zog man  mich mit dem nassen Sack in die Wirklichkeit zurück  und wieder an Bord.

  


Diese  beeindruckende Übung machte mich zum aller-erst-klassigsten Hängematten-Verschnürer!

Von nun an lag sie perfekt gepackt im Hängemattenschapp, einem Stauraum über der Rudermaschine.

 

 

 


Zu Bericht 6

Zu allen Berichten Teil I



 



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