Bericht 6: Reinheit und Ordnung in Spind und Unterkunft

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 Die Ausbildung ging voran. Wir konnten die Masten, Rahen, Segel und Leinen von unten nach oben und von oben nach unten flöten. An den Azoren flogen wir mit kräftigen 5 Beaufort  vorbei. Wir mussten weder wenden noch halsen. Unsere Tage wurden mehr und mehr von Routine bestimmt. Die  wochentägliche Arbeitszeit war von 08 Uhr bis 17 Uhr mit einer Stunde Mittagspause. Die Deckswachen - je vier Stunden (00-04 Uhr; 04-08 Uhr und 08-12 Uhr, usw) - wechselten täglich unter den vier Azubi-Gruppen. Frühstück, Mittag und Abendbrot wurden jeweils in der Freizeit eingenommen, wobei je Gruppe zwei Leute als Backschafter abgestellt waren, die die Tische vorbereiteten, das Essen holten und den Abwasch machten. 

 

 

  Die persönliche Körper- und Klamottenpflege war vom Salzwasser  geprägt. Die Seife schäumte nicht und beim Zähneputzen mag ja Salz nicht schaden, aber der Pfefferminzgeschmack der Zahnpasta leidet schon. Eine ständige Herausforderung waren die regelmäßigen Inspektionen der Spinde, Hängematten und unserer Unterkunftsräume.

 In dem gerade mal einen Reisekoffer großen Spind sollte höchste Ordnung herrschen, und das wurde peinlichst inspiziert. Über Türleisten und sonstige Ecken wurde mit dem Finger gefahren und schon mehr als einmal gefragt: „Was ist das? Dreck!“. Egal welche Rüge, das Verdikt traf die ganze Korona, denn alle mussten nun  bis zur Nachkontrolle warten, bevor man die  Hängematten aufhängen und schlafen gehen konnte.    

 

 

 

 
Langsam gewöhnte man sich auch ans Wecken. Die Wachen werden rund 30 Minuten vor Wachbeginn meistens mit dem Text
geweckt:


„Reise, reise, aufstehe!
Lüfte das Gatje, lüfte das Bein,

ein jeder will der Erste sein“
.

Es gab wenig Spielraum, man musste raus, weil viel Krach und Bewegung rundum ein Verweilminütchen kaum zuließ. Höchst unangenehm und gemeingefährlich ist es, wenn man, noch in der Hängematte liegend, einen Tritt ins Kreuz bekommt. Das wirkt im Halbschlaf besonders schwer und führt zu Mordgelüsten!

Inzwischen hat sich der Tagesablauf schon recht gut eingependelt. Vor Nachtwachen hat man alsbald seine Hängematte verstaut und ist 10 Minuten vor Wachablösung vor dem Schiffsmittelaufbau mit Großmast, Ruder- und Kartenhaus an Luke 2, Backbordseite, eingetroffen. Die abzulösende Wache steht gegenüber auf der Steuerbordseite. Der alte und der neue Wachoffizier stehen auf dem Mitteldeck und schauen aus 3 Meter Höhe herunter. Dann wird vom Rudergänger die Schiffglocke zur vollen Stunde mit vier Doppelschlägen angeschlagen, d, h. um vier, acht und zwölf Uhr. Das markiert den Wachwechsel.       

 

 

 

 



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