Schon
lange schwächelte der Wind bei tiefem Luftdruck, je näher wir dem Äquator kamen
(Kalmengürtel), wo häufig Windstille herrscht. Wir hatten Kurs auf unseren
Löschhafen genommen, Paranaguá, eine Stadt knapp 300 km südwestlich von Santos.
Wir schliefen in unseren Hängematten an Deck, nahmen dort auch manches Mal
unsere Mahlzeiten ein. Und als wir vor drei Tagen den Äquator erreichten, war
von Wind nichts zu spüren.
Wir
stießen auf die Äquatorline. Manche, die geglaubt hatten, es ginge ein Ruck
durch das Schiff, wurden bitter enttäuscht. Stattdessen: ein fürchterlicher
Lärm und eine wild gewordene Meute halbnackter Männer, mit Öl und Tran
beschmiert, jagte die Azubis aufs Vorderschiff, wo jeder Einzelne ergriffen,
mit Lebenselixieren von oben bis unten beschmiert und in einem großen
Wasserbassin einer lebensbedrohlichen Taufe unterzogen wurde.
Mein
Taufname war „Alk“. Da es sich bei den Alkvögeln um Meerestaucher mit weit
hinten am Körper angesetzten Beinen handelt, die in den kühlen bis arktischen
Gewässern leben, kamen bei mir keine großen
Identifikationsgefühle auf.
Von den während der
gerade mal eine Stunde dauernden Taufprozedur aufgetragenen „Schmierstoffen“
konnte ich mich trotz dutzender Waschungen nicht befreien. Man hätte sich
beschweren müssen - nur bei wem? Wehe den Täuflingen, die uns mal in die Hände
geraten sollten!
Als
gestern auch noch der Wind einschlief und alle Segel schlapp von den Rahen hingen,
waren 30 Mann damit beschäftigt, den Schiffsmotor anzuwerfen, der aus einem
U-Boot stammen soll. Nachdem die Maschinisten trotz guten Zuredens den 700 PS
Dieselmotor nicht starten konnten, wurden 30 Leute an die Kurbelwelle beordert.
Sie versuchten mit viel Kraft und Schwung die Motorzündung zu aktivieren. Es
gelang nicht. Schließlich wurde die zweiflügelige Schiffschraube so
eingestellt, dass bei aufkommendem Wind die Segel Fahrt ins Schiff bringen
würden und so die sich dann drehende
Schraubenwelle den Motor anwerfen würde. Wir hatten Glück, nach sechs langen
Stunden reichte der Wind und die Maschine tuckerte wieder. Nach einer weiteren
halben Stunde war die Brise kräftig
genug, der Pamir eine Geschwindigkeit zu verleihen, von der die Maschine nur
träumen konnte. Mehr als 7 Knoten schaffte sie es selbst unter den günstigsten
Bedingungen nicht. Der Motor wurde nun
nicht mehr gebraucht.
Bei
mäßiger Brise machten wir unter vollen Segeln 3 Knoten. Und wieder folgte eine
lauschige Tropennacht.
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