Bericht 8: Vor, am und nach dem Äquator

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Schon lange schwächelte der Wind bei tiefem Luftdruck, je näher wir dem Äquator kamen (Kalmengürtel), wo häufig Windstille herrscht. Wir hatten Kurs auf unseren Löschhafen genommen, Paranaguá, eine Stadt knapp 300 km südwestlich von Santos. Wir schliefen in unseren Hängematten an Deck, nahmen dort auch manches Mal unsere Mahlzeiten ein. Und als wir vor drei Tagen den Äquator erreichten, war von Wind nichts zu spüren.

 

 

 Wir stießen auf die Äquatorline. Manche, die geglaubt hatten, es ginge ein Ruck durch das Schiff, wurden bitter enttäuscht. Stattdessen: ein fürchterlicher Lärm und eine wild gewordene Meute halbnackter Männer, mit Öl und Tran beschmiert, jagte die Azubis aufs Vorderschiff, wo jeder Einzelne ergriffen, mit Lebenselixieren von oben bis unten beschmiert und in einem großen Wasserbassin einer lebensbedrohlichen Taufe unterzogen wurde.

 

 

 Mein Taufname war „Alk“. Da es sich bei den Alkvögeln um Meerestaucher mit weit hinten am Körper angesetzten Beinen handelt, die in den kühlen bis arktischen Gewässern leben,  kamen bei mir keine großen Identifikationsgefühle auf. 

Von den während der gerade mal eine Stunde dauernden Taufprozedur aufgetragenen „Schmierstoffen“ konnte ich mich trotz dutzender Waschungen nicht befreien. Man hätte sich beschweren müssen - nur bei wem? Wehe den Täuflingen, die uns mal in die Hände geraten sollten!

 

 

 

Als gestern auch noch der Wind einschlief und alle Segel schlapp von den Rahen hingen, waren 30 Mann damit beschäftigt, den Schiffsmotor anzuwerfen, der aus einem U-Boot stammen soll. Nachdem die Maschinisten trotz guten Zuredens den 700 PS Dieselmotor nicht starten konnten, wurden 30 Leute an die Kurbelwelle beordert. Sie versuchten mit viel Kraft und Schwung die Motorzündung zu aktivieren. Es gelang nicht. Schließlich wurde die zweiflügelige Schiffschraube so eingestellt, dass bei aufkommendem Wind die Segel Fahrt ins Schiff bringen würden und  so die sich dann drehende Schraubenwelle den Motor anwerfen würde. Wir hatten Glück, nach sechs langen Stunden reichte der Wind und die Maschine tuckerte wieder. Nach einer weiteren halben Stunde war die Brise  kräftig genug, der Pamir eine Geschwindigkeit zu verleihen, von der die Maschine nur träumen konnte. Mehr als 7 Knoten schaffte sie es selbst unter den günstigsten Bedingungen nicht. Der Motor  wurde nun nicht mehr gebraucht.

 

Bei mäßiger Brise machten wir unter vollen Segeln 3 Knoten. Und wieder folgte eine lauschige Tropennacht.

 

 

Zu Bericht 9

Zu allen Berichten Teil I









 



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Arnd B. Arnd

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