Bericht 9: Die Küste naht - Südamerika in Sicht

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Wind und Meeresstrom begünstigten uns, seit wir die Äquatorline überquert und runter an die süd-brasilianische Küste fuhren. Gestern hatte ich zum ersten Mal einen Albatros gesehen, der majestätisch am Himmel hing und uns vielleicht bemitleidete, wie viele Klamotten wir hochziehen mussten, um aus Wind Energie zu machen.

 Auch ich bemitleidete ihn ein wenig, denn die ganze Stunde, die er da backbord querab am Himmel stand, war er allein, kein  Albatros, keine Albatrossin, nicht einmal eine Möwe  begleiteten ihn, und fliegende Fische gab es auch nicht mehr.

 Doch heute morgen auf meiner Frühwache von 04-08h, sofort nach Sonnenaufgang um 06:27h, zeigte sich das Meer in einer grünlichen Farbe. Kräftige Sturmmöven beäugten uns intensiv. Warum,  das wurde bald klar.

       Als der Kochsmaat irgendetwas in Lee über die Bordkante warf, stürzten sich die Möwen ins Meer. Das hatte der Albatros nicht gemacht, obwohl gestern und auch sonst immer irgendwann jemand etwas ins Meer warf.

 Im Laufe des Tages wurden die Vögel kleiner, zunächst so wie  Lachmöwen, dann Stare, Lerchen  und schließlich kamen  auch ein paar Papageien. Doch dafür interessierte sich von der Schiffsführung und den Matrosen niemand.

Sie wollten ein paar Wildenten fangen, die es - tief fliegend -  nur weit vor der Küste südlich von Sao Paulo bis Montevideo gibt. Da standen sie nun an der Reling auf der Nagelbank mit Sicherheitsleine um den Bauch und einem leichten Netz in der Hand im halben Dutzend. 

 

 

 

 Zur Nachmittagskaffeezeit kamen  die Enten und flogen mitunter  in einer dreier bis sechser Formation in 2 bis 10 Meter über dem Meer an  der Bordwand von rechts nach links oder von links nach rechts vorbei.  Die zu Jägern gewordenen Seeleute warfen dann schnell ihre Netze wie Lassos in die Flugbahn. Trotz viel gezeigten Schwungs und mehrere Versuche gingen nur sieben Enten ins Netz. Das war zu wenig, um mehr als die Schiffsführung zu versorgen.   Mit Federrupfen durften sich vier Decksjungen der Wache 16 bis 20 Uhr befassen, eingewiesen vom Koch persönlich. Wir lernten schnell:  Eine Ente schaffte ich in 14 Minuten. Dann kam meine Ablösung, denn ich hatte Rudertörn.  


Wir segelten hart in einem mäßigen Südwestwind. In der Richtung lag  auch unser Bestimmungshafen Paranagua (25°39’ Süd; 48°31’ West). Ich musste mächtig arbeiten, um das Schiff auf Kurs und am Wind zu halten. Noch vor Wachende muss das Schiff auf einen westlicheren Kurs gewendet werden,  instruierte der Kapitän den Wachoffizier, die nachfolgende 20-24 Uhr Wache solle für das Manöver schon eine halbe Stunde früher an Deck kommen.

Dann hörte ich noch, dass wir morgen früh um 09 Uhr den Lotsen an Bord nehmen würden.  Das brachte einen Ruck durch die Mannschaft,  und auch die Freiwachen strömten an Deck,  als es hieß: „An die Brassen und Winden!“ Wir legten ein schnelles Wendemanöver hin. Mit Kurs WNW steuerten wir direkt auf unseren Löschhafen zu.

 

 

 


Zu Bericht 10

Zu allen Berichten Teil I




 



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